#17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele – Rachel Nangally
Liebe Rachel, magst du uns etwas über die Bilder hinter dir erzählen?
Diese Bilder erinnern mich an meine Zeit in Kamerun, weil wir auch nicht immer fließendes Wasser im Haus hatten. Wir sind viele Kilometer gegangen, um Wasser schöpfen zu gehen. Dafür musste man sich Stoff nehmen, auf dem Kopf zusammenbinden und dann den Behälter daraufstellen. Es macht Spaß, ist aber auch sehr anstrengend. In meiner Jugendzeit habe ich das sehr, sehr oft gemacht. Man bekommt dadurch auch richtige Muskeln. Bis Mitte zwanzig war das also mein Leben. Dann bin ich hergekommen und habe hier in Deutschland gleichzeitig mit meiner Schwester in Kamerun 2009 den Verein Sources-d’Espoir gegründet.
Die Bilder zeigen die Stärke der afrikanischen Frauen. Viele von ihnen haben nicht viele Ressourcen und schaffen es trotzdem, ihre Kinder zu erziehen und für ihre Familie da zu sein.
Was würdest du dir von der deutschen Politik in der internationalen Zusammenarbeit wünschen?
Ich würde mir nicht nur von der deutschen, sondern auch von der europäischen Politik wünschen, dass sie die kamerunische Politik in Ruhe lassen, beziehungsweise ihr die Möglichkeit geben, selbst über ihr Land zu entscheiden. Bis heute gibt es wirtschaftliche neokoloniale Abkommen, bei denen die Europäer:innen profitieren. Sie geben ein wenig Geld für die Entwicklungshilfe und bekommen am Ende die Ressourcen des Landes.
Also braucht es mehr Aufklärung über koloniale Kontinuitäten?
Die Ausbeutung muss aufhören, das wünsche ich mir. Unser Kontinent, unsere Länder sind so reich und dennoch gelten wir als arm, werden als Menschen zweiter Klasse gesehen. Wir leben im 21. Jahrhundert und müssen immer noch unsere Existenz erklären. Besonders sichtbar war das zu Beginn des Krieges in der Ukraine, als die Menschen aus Drittstaaten aus rassistischen Gründen nicht gleich behandelt wurden wie diejenigen mit ukrainischem Pass.
Wie kann sich das ändern?
Erstmal müssen wir uns fragen, weshalb wir überhaupt von „Entwicklung“ sprechen. Wer definiert, was Entwicklung ist, wer sagt, dass ich entwickelt bin und du nicht und andersherum? Wer gibt den Maßstab vor? Deshalb ist auch die kamerunische Perspektive aus dem Verein meiner Schwester so wichtig für uns. Unsere Arbeit möchte gemeinsam die Ungerechtigkeiten dieser Welt zum Ausdruck bringen und dann verändern.
Wie macht ihr das konkret?
Uns ist wichtig, dass wir schon Kinder und Jugendliche zum Thema Rassismus sensibilisieren. Rassismus jagt, Rassismus zerstört und Rassismus macht krank. Wir bringen den Kindern in Kamerun bei, dass sie genauso viel wert sind wie weiße Menschen, aber ihnen nur inhärent historisch Unrecht widerfahren ist. Und wir bringen ihnen bei, dass nicht alles in Europa perfekt ist. Das ist wichtig, um einen Dialog auf Augenhöhe herstellen zu können und die großen gesellschaftlichen Zusammenhänge zu sehen.