#4: Hochwertige Bildung
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Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
Weltweit ist es vielen Kindern nicht möglich, eine Schule zu besuchen. Zum Teil immer noch, weil es keine Bildungsangebote in der Nähe gibt, oft aber, weil der Zugang zu Bildung Geld kostet, das die Familien nicht haben. Der Zugang zu höherer Bildung ist in sehr vielen Ländern nur der wohlhabenden Oberschicht vorbehalten.
Ungleiche Bildungschancen
Ein wichtiger Aspekt des SDG 4 ist also Gleichberechtigung – besonders armen Frauen und Mädchen bleibt der Zugang verwehrt, besonders wenn sie für Haushaltsarbeit und Kinderbetreuung verantwortlich sein müssen.
In Deutschland ist Bildung zwar kostenlos, trotzdem sind die Bildungschancen in der Realität sehr ungleich verteilt. Besonders Kinder von Migrant*innen sind stark von Diskriminierung betroffen. Schulen haben selten das Personal oder die Kompetenz um mit Mehrsprachigkeit umzugehen.
Zudem werden ausländische Schul- und Bildungsabschlüsse in Deutschland kaum anerkannt. Vielen Migrant*innen bleibt damit der Zugang zu weiterführender Bildung verwehrt.
In Deutschland sind besonders Migrant*innen ohne Arbeitserlaubnis und Arbeitsmigrant*innen aus dem EU-Ausland von Ausbeutung und schlechten Arbeitsbedingungen betroffen. In der Baubranche, in der Landwirtschaft und im Pflegebereich werden Wanderarbeiter*innen aus Ost- und Südeuropa unter Mindestlohn bezahlt oder komplett um ihren Lohn betrogen. Betroffene haben selten die Ressourcen, sich in langen und teuren Gerichtsverfahren dagegen zu wehren.
Das SDG 8 beinhaltet auch das in den Menschenrechten verankerte Recht auf Arbeit. Besonders Migrantinnen* und geflüchtete Frauen* sind mit verschiedenen Hürden und langen Wartezeiten nach der Migration konfrontiert, durch die ihnen das Recht auf Arbeit verwehrt wird. Viele werden dadurch in die Schwarzarbeit gedrängt. Darüber hinaus werden Abschlüsse und Qualifikationen von Migrant*innen nicht anerkannt. Dadurch werden sie gezwungen, Arbeit zu verrichten, die deutlich unter ihrer Qualifikation liegt. Eine weitere Folge ist, dass Migrant*innen in Institutionen, Behörden, Organisationen und Unternehmen stark unterrepräsentiert sind, besonders in Führungspositionen.
Lösungsansätze
- Einsatz von geschulten Sprachmittler*innen, damit Kinder nicht selbst übersetzen müssen, in Gesprächen, die ihre Zukunft betrifft
- Schulsystem inklusiver gestalten. Globale Wissenszugänge müssen gesichert werden und vorhandene Kompetenzen auch jenseits klassischer Bildungskarrieren anerkannt werden. Der Zugang zu Bildung muss auch über das Ende der gesetzlichen Schulpflicht hinweg offengehalten werden. So kann das Bildungssystem den Biografien geflüchteter Menschen gerecht werden.
Ein Langer Weg
Hala Dabbagh, erzählt eine Geschichte über einen Vater, der nach der Flucht vor neuen Herausforderungen steht.
Hier lege ich zum sechsten Mal infolge die Fahrprüfung ab. Schon jetzt weiß ich – ich werde wieder durchfallen. Jedes Mal ist es zu dem gleichen voraussehbaren Ergebnis gekommen.
Wie bekomme ich einen Führerschein in einem europäischen Land? Ich kann nicht mal in meiner Muttersprache lesen, obwohl ich 43 Jahre alt bin und zwei Kinder habe. Wegen des Krieges bin ich vor zwei Jahren aus Syrien geflüchtet. Ich bin nach Deutschland gekommen. Ich habe einen Integrationskurs besucht, es war eine Qual. Ich kann nicht einmal in meiner Muttersprache schreiben, wie soll ich da eine andere Sprache lernen?
Ich bekomme kein Gefühl für die Sprache, weil ich nicht lesen und schreiben kann. Jedes Mal, wenn ich zum Amt gehe, brauche ich jemanden, der mir hilft. Ich habe das Gefühl, eine Last für meine Freunde zu werden. In meiner Vorstellung fliehen sie vor mir, wenn ich sie bitten muss, mir einen Text vorzulesen oder etwas aufzuschreiben.
Als ich 9 Jahre alt war ist mein Vater gestorben. Meine Geschwister und ich waren von da an alleine auf uns gestellt. Meine nächst größte Schwester war damals gerade 7 Jahre alt. Wir waren in einer schrecklichen Situation. Wir hatten viele Schulden. Wir mussten Essen kaufen und Geld für die Miete unseres bescheidenen Hauses aufbringen. Ich war gezwungen, die Schule zu verlassen, um zu arbeiten. Meine Bücher, meine Farben und meine Hefte ließ ich zurück.
Dabei war ich ein fleißiger Schüler gewesen, der jeden Tag gerne zur Schule ging.
Ich begann, einfache Dinge auf der Straße zu verkaufen. Mal verkaufte ich Blumen an Liebende, die beschlossen, einen besonderen Moment zu genießen. Mal verkaufte ich Süßigkeiten.
Heute tröstet mich, dass meine Brüder wegen mir zur Schule konnten. Sie sind Arzt und Ingenieur geworden. Jetzt werde ich weitermachen und meine Kinder unterrichten. Sie können sich auf eine schöne Zukunft freuen.
Ich bin jetzt in der deutschen Schule genauso weit wie sie und so können mir meine Kinder jetzt täglich neue Buchstaben beibringen. Ich habe diese Reise begonnen, die ich bisher nicht vollenden konnte. Doch ich habe Ambitionen und ich habe Hoffnung.